Norwich Rüße tauscht sich mit Lengericher Landwirten aus

Zu einem Austausch von Meinungen und Positionen haben sich  Landwirte der Region und Mitglieder der Partei Bündnis 90/Die Grünen, Ortsverband (OV) Lengerich, auf dem Hof der Familie Höcker in der Hohner Mark getroffen. Dazu geladen war der Sprecher für Landwirtschaft, Natur- Umwelt-, Tier- und Verbraucherschutz  für die Grünen im Nordrhein-Westfälischen Landtag, Norwich Rüße.

OV-Sprecher Johannes Beck kam in seiner Begrüßung  sofort zu einem Kernpunkt der Veranstaltung: „Die erfahrungsgemäß häufig unterschiedlichen Ansichten der Beteiligten dieses Abends soll uns nicht am   kritischen Zuhören und Wahrnehmen der jeweiligen Probleme hindern, sondern eher zur Findung gemeinsamer Lösungswege führen.“

So bezeichnete Gastgeber und Vollerwerbslandwirt Stefan Höcker in einem kurzen Statement die Natur und den Umweltschutz für die Landwirtschaft als wichtige Faktoren, bei denen jedoch ein Zielkonflikt unvermeidbar ist. „Dennoch muss man gemeinsam Hindernisse aus dem Weg räumen, um einen gangbaren Weg für die Zukunft zu finden.“

Rüße kennzeichnete weitere Probleme dieses Zielkonfliktes: Hochproduktive, zum Teil industriell organisierte Landwirtschaft, Biogaserzeugung, Gewässerschutz, Artenvielfalt, Billigpreispolitik der Lebensmittelkonzerne, Bäuerliche Landwirtschaft in Bio-Höfen und schließlich das Einkommen als existentielle Grundlage. Rüße: “Auch die Wissenschaft schließt endlich die Landwirtschaft als einen der wichtigsten Faktoren des Zusammenlebens ein!“

Sowohl Neben- wie Vollerwerbslandwirte kennzeichneten wesentliche Probleme, die ihnen aus ihrer Sicht das Leben schwer machen. Vorrangig wurde hier eine überbordende Bürokratie genannt, die sehr viel Zeit binde. Ferner fühlen sie sich durch ungleiche Regelungen für EU-Nachbarn benachteiligt. „Wir werden hier zu Standards gezwungen, die z.B. in den Niederlanden keine Bedeutung haben,“ führte ein Teilnehmer aus. Er forderte weiter: “ Der Prozess des Strukturwandels ‚Fressen oder gefressen werden!’ muss gestoppt werden, damit die Solidarität unter den Landwirten wieder hergestellt wird!“

Kritisch wurde die Förderpolitik für die landwirtschaftlichen Betriebe betrachtet. Sie führe dazu, dass zunehmend kleine Betriebe auf der Strecke blieben.

Eine Zusammenstellung von Maßnahmen, für die sich die Partei Bündnis90/Die Grünen stark machen sollte, kristallisierte sich schließlich als Fazit des Diskussionsabends heraus:

Eine Förderpolitik, die nicht die großen Betriebe privilegiere, sondern insbesondere auch kleineren Höfen die Existenz sichere. Diese Form des „Artenschutzes“ sei der Schlüssel, um den Bestand einer bäuerlichen Landwirtschat zu ermöglichen, die neben der Erzeugung von Lebensmitteln auch die Belange des Tier- Natur- und Artenschutzes vertrete.  Darüberhinaus wurden der  Abbau der Bürokratie sowie die Überschaubarkeit  und Praktikabilität der Düngeverordnung aufgeführt.  Ferner wurde die Stärkung der Infrastruktur aufgeführt: „Je mehr Produkte, die vor Ort erzeugt und auch verkauft werden, desto mehr wird die heimische Wirtschaft gestärkt. Somit wird wieder vor Ort investiert.“

An die anwesenden Lokalpolitiker der Grünen gewandt wurde vorgeschlagen, sich mehr öffentlich für die Landwirtschaft einzusetzen, Aufklärungsarbeit zu betreiben, sich für regional erzeugte Produkte zu entscheiden. Als Beispiel wird hier eine mögliche Versorgung der Schüler*innen in den Mensen der Lengericher Schulen genannt.

„Ein Landwirt versorgt 145 Menschen – Dann müsste es doch möglich sein, dass 145 Menschen die Existenz eines Landwirtes sichern!“ brachte schließlich ein Teilnehmer seine Hoffnung auf eine bessere Zukunft auf den Punkt.

Abschließend erhielt Rüße zum Dank für seine fachlichen Informationen einen Korb mit Produkten aus dem Hofladen der Familie Höcker , bevor Johannes Beck die Veranstaltung mit dem Versprechen schloss: „Bündnis 90 /Die Grünen werden weiterhin im Kontakt mit den Landwirten vor Ort bleiben und sich auf kommunaler Ebene für regional erzeugte Produkte einsetzen.“