Hiermit beantragt die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, den Rathausplatz ab der Einfahrt „An der Börse“ bis zur Wielandstraße autofrei zu gestalten.
Begründung:
Zur Begründung erlauben wir uns einen kurzen Rückblick: Seit 1998 wird über die Verkehrsführung auf dem Rathausplatz leidenschaftlich diskutiert und entschieden. Nach einer einjährigen Sperrung des Rathausplatzes für den Autoverkehr wurde diese 1999 wieder aufgehoben. Verwiesen wurde damals auf eine erneute Entscheidung über die Verkehrsführung auf dem Rathausplatz, wenn die städtebaulichen Gestaltungen der Bereiche Rathausplatz, Gemptgelände und Rietbrock weitestgehend durchgeführt wären.
Im Jahr 2005 lagen schließlich fünf Varianten seitens der Verwaltung vor, die Verkehrsführung in der gesamten Innenstadt neu zu regeln. Dabei gab es ein einstimmiges Votum für den Durchstich von der Wielandstraße zur Münsterstraße, und zwar für Autos in beide Richtungen. Damit sollte sowohl eine Zufahrt von Westen zur Münsterstraße und zum Gemptgelände als auch von Süden ein besserer Abfluss des Verkehrs von der Gempthalle und der Münsterstraße erreicht werden.
Gleichzeitig wurde mehrheitlich entschieden, die Öffnung des Rathausplatzes für den Autoverkehr in eine Richtung beizubehalten. Ein Argument für die Beibehaltung der Öffnung war die direkte Erreichbarkeit der Geschäfte an der Münsterstraße von Norden mit dem Auto, um damit eventuell die Umsätze der Geschäfte in der Münsterstraße zu verbessern.
Aus unserer Sicht stellt sich die Situation heute anders dar:
Mit der Anbindung der Münsterstraße über die Wielandstraße hat sich eine Verkehrsführung etabliert, die vom Autoverkehr gut angenommen wird. Die Anforderungen an eine zukunftsfähige Innenstadt haben sich verändert – nicht zuletzt durch den vermehrten Kauf über das Internet. Eine zeitgemäße Innenstadtgestaltung priorisiert Verkehrswege für Fußgänger und Radfahrer. Im Vordergrund steht der Wunsch nach einer kinderfreundlichen, begrünten und zum Verweilen anregenden Innenstadt. In Lengerich sind zentrumsnah große Senioren- Wohnanlagen entstanden, deren Bewohner eher kein Auto nutzen, sondern auf sichere barrierefreie Fußwege angewiesen sind. Wir brauchen eine innerstädtische Aufenthaltsqualität in Lengerich, die sowohl für die Außengastronomie als auch für die Geschäfte einen Gewinn darstellt.
Die aktuelle Verkehrsführung, die die neu gestaltete Fußgängerzone durchschneidet, verursacht eine Belastung durch Lärm und Abgase und schränkt das Sicherheitsgefühl der Passanten ein. Weitere negative Auswirkungen der aktuellen Situation sind das „wilde“ Parken auf Gehwegen und das Nutzen dieser Strecke durch sogenannte „Auto-Poser“ in den Abendstunden.
Auch als neuer, zentrumsnaher Standort für den Wochenmarkt würde sich die Erweiterung der Fläche um die Kirche durch den autofreien Rathausplatz anbieten. Unsere ca. 700 m lange Fußgängerzone würde durch einen autofreien Rathausplatz neben dem neu gestalteten Bodelschwinghplatz einen weiteren Anziehungspunkt darstellen.
Gerade vor dem Hintergrund, unsere Innenstadt für alle Einheimischen und den Tourismus attraktiver zu gestalten, ist ein autofreier Rathausplatz eine große Chance für mehr Aufenthaltsqualität, die ohne nennenswerte Investitionen zu realisieren ist und den veränderten Anforderungen und Wünschen der Bevölkerung entgegenkommt.